(c) Copyrights: Was willst du? Was wollen die? – Ein Kommentar zum Film Good Copy Bad Copy

Achtung ein Experiment: Du drehst ein Video oder schreibst einen Text. Es gefällt dir was du produziert hast und du willst es der Welt zeigen. Zum Glück ist dies dank der neuen Technologien der letzten zehn Jahre beinahe kein Problem mehr. Innerhalb weniger Minuten kannst du dein Produkt weltweit zugänglich machen. Auch wenn die Konkurrenz groß ist, dein Video oder dein Text wird ein Erfolg. Millionen greifen darauf zu, kommentieren, reproduzieren, verändern. Nun die Frage: soll das so sein?

Charles Igwe in Nollywood

Genau hier beginnt die Diskussion um den Schutz und den Anspruch auf den Besitz deines Produktes. Bist du ein multinationaler Konzern, abhängig von den Einnahmen die das Video oder der Text bringen kann, wirst du versuchen dein Produkt zu schützen. Nicht zuletzt musst du ein riesiges Netzwerk aufrechterhalten, welches nur überleben kann, wenn du die ausreichend finanzielle Mittel zu Verfügung stellst.

Vielleicht bist du aber auch (nur) ein kreativer Nutzer, der es gelernt hat die unterschiedlichsten Dinge miteinander zu verbinden und die Welt mit spannenden und neuen Produktionen zu bereichern. Du wirst versuchen deine Veröffentlichung so schnell wie möglich bekannt zu machen. Dir macht es nur wenig aus, wenn andere damit arbeiten, es verändern oder es weitergeben.

In einer dritten Variante bist du ein Künstler. Du lebst von den Dingen die du produzierst. Deine Arbeit ist es Neues zu schaffen, welches die du irgendwie recht breit und schnell unter die Leute bringen willst, weil du weißt das das was du machst gut ist. Gleichzeitig musst du darauf achten, dass du dafür Geld bekommst, sonst könntest du nicht überleben.

Dies sind drei unterschiedliche Perspektiven, die offensichtlich alle ihre eigene Logik besitzen. Der Film Good Copy Bad Copy von 2007 versucht genau diese unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Seit kurzer Zeit ist der Film auch mit deutschen Untertiteln verfügbar und sollte von jedem, der sich für das Thema interessiert gesehen werden. Nicht zuletzt weil er eine anthropologische Perspektive, also aus den unterschiedlichen Blickrichtungen ohne direkt Anzuklagen oder zu Verurteilen, auf die Debatte um Urheberrechte bietet. In der Ethnologie wird das Thema in dieser Art und Weise bislang wenig diskutiert. Trotzdem finden sich einige Texte innerhalb der Medizinethnologie, die einen interessanten Vergleich zulassen. Das 1994 geschaffene TRIPS-Abkommen (Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights) wird in diesen Texten heftig in Bezug auf seine Anwendung bezüglich der Medikamente zur Behandlung von AIDS diskutiert. Auch hier steht die (Pharma)Industrie in der Kritik, die das Monopol für Medikamente besitzen die in Teilen der Welt gebraucht werden wo es nicht möglich ist die hohen Preise für die lebenswichtigen Medikamente zu bezahlen. Erst mit der Doha-Dekleration im Jahr 2001 wurde es unter bestimmten Umständen möglich die viel billigeren Generika zu produzieren und zu vertreiben. Freilich ist diese Debatte um Medikamente von ganz anderen ethischen und moralischen Dilemmata gezeichnet. Und doch wird klar – wie auch in dem Film, der sich vor allem auf die Film- und Musikindustrie bezieht –  in welcher Absurdität die verschiedenen Rechtslagen den Handlungsspielraum einschränken. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure mit ihren unterschiedlichen Interessen kann nur gelingen, wenn die verschiedenen Perspektiven bekannt sind. Ein multinationaler Konzern muss verstehen warum ein Nutzer verweigert für ein Produkt Geld zu bezahlen (und eben andere Möglichkeiten und Märkte finden um die Produkte zu vertreiben) und gleichzeitig müssen Nutzer, Künstler, Produzenten, Händler,… die Blick in die unterschiedlichen Lebenswelten wagen. Die Ethnologie kann dabei helfen, sie muss nur gefragt werden.

Hier der Film in voller Länge mit deutschen Untertiteln:

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